Liebes Präsidium der Goethe-Universität,
In Ihrem Brief an die Studierendenschaft der Goethe-Universität beklagen Sie die Sachschäden, welche im Zuge einer Demonstration für den Erhalt des Instituts für Vergleichende Irrelevanz an Gebäuden der Universität zustande gekommen sind und rufen dazu auf, die Universität als „öffentliches Gut“ zu schützen.
Dabei klammert Ihre Darstellung systematisch den Anlass der Unzufriedenheit aus und verbleibt bei einer einseitigen Schuldzuweisung in Richtung der Protestierenden. Sowohl, dass es sich bei dem Kettenhofweg 130 nunmehr um ein „ehemaliges“ Gebäude der Universität handelt, als auch die prekäre Finanzsituation der Universität, die Sie herbeizitieren, sind Folgen Ihrer Politik. Sie haben einen der wenigen studentisch selbstverwalteten Räume, einem Raum, in dem seit über neun Jahren hervorragende Arbeit geleistet wird, für einen Schleuderpreis an einen ortsansässigen Immobilieninvestor verkauft. Bei dieser Entscheidung wurde nicht der, wie sie sagen, „offene Diskurs“ gesucht, sondern die Studierendenschaft wurde vor vollendete Tatsachen gestellt und einige Informationen, wie der tatsächliche Kaufpreis oder das Verfahren der Ausschreibung, werden von Ihnen weiterhin unter Verschluss gehalten.
Dass die Universität kein Geld mehr hat und zudem im kommenden Wintersemester ihre Studierendenzahl drastisch erhöhen muss, ist unter anderem Folge des hessischen Hochschulpakts, den Sie nach eigener Angabe „ohne Überzeugung“ unterschrieben haben und der imposanten Neubauten am IG Farben Campus Westend. In diesen muss lange suchen, wer selbstverwaltete Räume finden will. Die Fachschaftsräume, sowie das Fachschaftencafé im neuerrichteten PEG mussten in mühseligen Verhandlungen Quadratmeter um Quadratmeter den Forderungen der jeweiligen Fachbereiche und Institute, denen der Raummangel am fehlgeplanten Neubau ebenso zu schaffen macht, abgerungen werden. Die studentischen Räume, welche nun zur Verfügung stehen, wurden vom Präsidium mit allerlei Auflagen versehen, um bereits bei geringen Verstößen gegen die Hausordnung Handhabe über die Fachschaften zu gewinnen. Der studentischen Initiative Trinkhalle, die sich derzeit in dem AStA-Kiosk außerhalb des umzäunten Campus befindet, drohten Sie ebenfalls mit einer Kündigung des Nutzungsvertrags, sollte Ihren Auflagen nicht nachgekommen werden. Auch hier sehen wir nicht, wann Sie einen „offenen Diskurs“ gesucht hätten, welcher unserem Verständnis nach immer noch ein gleichberechtigter Dialog aller Beteiligten sein sollte und kein law-and-order-Verhältnis.
All diese Punkte sowie die auf der studentischen Vollversammlung am 24. April 2013 geäußerte Kritik, vermissen wir in Ihrem Schreiben zu den entstandenen Sachschäden. Auch wenn wir bezweifeln, dass „100 Tutorien und Übungsgruppen“ an dem „schönsten Campus Europas“ noch irgendwo Platz finden könnten, sind uns diese natürlich lieber als ein paar neue Fensterscheiben. Wir möchten lediglich darauf hinweisen, dass die entstandenen Schäden nicht der mutwilligen Zerstörungslust der Studierenden anzurechnen, sondern als Folge Ihrer Politik zu sehen sind. Das Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht, welches bisher den Studierenden bezüglich des neuen Campus eingeräumt wurde, ist völlig unzureichend. Die entstandenen Sachschäden sollten nicht Anlass weiterer Repressionsmaßnahmen, sondern einer Überdenkung Ihrer bisherigen Politik werden, denn Schönheit kommt bekanntlich von innen.
Mit freundlichen Grüßen,
AK kritische Psychologie Frankfurt
„Wir möchten lediglich darauf hinweisen, dass die entstandenen Schäden nicht der mutwilligen Zerstörungslust der Studierenden anzurechnen, sondern als Folge Ihrer Politik zu sehen sind.“
Ich weiß nicht, welche Regeln der Logik diese Argumentation rechtfertigen? Es sollte heißen: Nur weil wenige, gelangweilte Autonome fremdes Eigentum zerstören, ist die Mehrheit der Studierenden nicht zerstörungslustig.
Wow ist der Brief toll geworden! Allerdings finde ich die Argumentation, dass Sachbeschädigungen sozusagen eine mehr oder weniger natürliche Folge der falschen Entscheidungen der Uni sind, auch ziemlich schwierig. Wäre es nicht besser gewesen zu sagen, die Beschädigungen _resultierten_ aus der Wut über diese einseitige Politik und dem Übergehen der Studierendenschaft, wurden jedoch von Einzelnen und einer absoluten Minderheit dieser Studierendenschafft verursacht und werden von der großen Mehrheit dieser wütenden und übergangenen Studierenden dennoch nicht unterstützt oder mitgetragen. Im Übrigen: Tutorien werden aus völlig anderen Töpfen finanziert als Instandhaltungskosten und dürfen nicht miteinander irgendwie verrechnet werden oder sonstwas… Die Argumentation im Brief der Unileitung war also Augenwischerei… die Unileitung hat die Studierenden in dem Brief damit behandelt und ihnen gedroht, wie man ahnungslosen Kindern droht. Lächerlich… allerdings auch ein bisschen hilflos. Der Brief der Unileitung hat für mich ganz klar Überforderung ausgedrückt. Recht so! Vielleicht erzeugt schlussendlich wenigstens diese Überforderung ein Nachdenken, dass sie vielleicht Fehler gemacht haben? Schön wärs…
oder wir den falschen Unipräsidenten haben…
Dieser Vergleich aus dem Präsidium war schon peinlich.
Die logischen Fehler am Ende dieses Briefes hier aber auch. (Nur weil die Unileitung billige Meinungsmache betreibt, müssen wir das nicht auch so machen^^)
Richtig finde ich das Versagen der Leitung bei der Planund der Gebäude sowie der finanziellen Verwaltung zu unterstreichen. Wir zahlen schon mehr Semesterbeiträge als an manch anderen Universitäten UND sind eine verdammte Stiftungsuni. Wo ist das Geld??? Der Hochschulpakt kann nicht an allem schuld sein..
(über eine Mitarbeiterin habe ich erfahren, dass die Zahlungsfähigkeit der Uni massiv bedroht ist… und das ist wohl noch untertrieben)
Das Präsidium sollte lieber dazu eine offizielle und bitte sehr detaillierte Stellungnahme abgeben. (den Jahresabschluss der Uni von 2012 mit sämtlichen Bestands- und GuV Konten würde ich mir auch gerne mal anschauen!)