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Archive for the ‘Berichte’ Category

Am  Samstag den 1.6.2013 plante das Blockupy Bündnis eine kapitalismuskritische Demonstration, zu der nach Angaben der Organisatoren 20.000 Menschen anreisten. Doch bereits kurz nach Beginn der Veranstaltung kesselte die Polizei ca. 900 Personen ohne Vorwarnung ein. Nach mehreren Stunden endete die Demonstration, die nie an ihr Ziel gelangt war, mit einer Bilanz von 45 Festnahmen und 200 Verletzten durch Schlagstockeinsatz und Pfefferspray. Ihr Vorgehen rechtfertigte die Polizei später damit, dass die Eingekesselten schwerwiegend gegen die Auflagen der Demonstration verstoßen hätten und passiv bewaffnet waren. Nach Angaben der Frankfurter Rundschau vom 02. Juni beliefen sich die späteren „Waffenfunde“ auf wenige mit Farbe gefüllte Flaschen, sowie auf Fahnenstöcke. Inwieweit gerade letztere den Tatbestand der passiven Bewaffnung erfüllen ist fraglich, so findet sich wohl kaum eine Demonstration ohne Fahnen. Vieles deutet zum aktuellen Zeitpunkt sogar daraufhin, dass die Kesselung des vorderen Demonstrationsteils durch das Innenministerium unter Führung von Innenminister Boris Rhein (CDU) bereits im Vorfeld geplant gewesen ist.

 

Unserer Auffassung nach, hat die Polizei unter Anweisung durch das Innenministerium einen schwerwiegenden Verstoß gegen geltende Grundrechte begangen, das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes der Demonstration stattzugeben, unterwandert und unbegründet Gewalt gegen Demonstrationsteilnehmer_innen angewandt. Neben diversen Einzelakten der Gewalt gegen Demonstranten_innen, hat die Polizeiführung mit ihrem Vorgehen auch das Risiko einer Massenpanik, die aus ihrem rabiaten Einschreiten und aufgrund der Enge des Kessels hätte entstehen können, bewusst in Kauf genommen und damit riskiert, dass viele weitere Personen hätten verletzt werden können.

 

Vom Demonstrationszug ist zu keinem Zeitpunkt Gewalt oder Gefahr für andere Menschen ausgegangen. Das Sicherheitsrisiko stellte in diesem Fall alleine die Polizei dar, die der Vermummung einiger Demonstrant_innen mit dem Einsatz massiver und unrechtmäßiger Gewalt begegnete, was die Bilanz von 200 Verletzten Teilnehmer_innen zeigt. Am Samstag ist so eine Demonstration, die auf friedlichem Wege und unter dem Schutz der Versammlungsfreiheit, wie es der Verwaltungsgerichtshof zuvor bestätigt hatte, Kritik am kapitalistischen System artikulieren wollte, widerrechtlich und gewalttätig aufgelöst worden.

Wie friedlich die Blockupydemonstration hätte verlaufen können, zeigte nicht zuletzt die Demonstration gegen Polizeigewalt mit ca. 7000 teilnehmenden Demonstrant_innen am Samstag darauf. Hier war kaum Polizei vor Ort und es kam trotzdem oder gerade deshalb zu keinem einzigen Zwischenfall.

 

Das Verhalten von Innenminister Boris Rhein (CDU), der den Kessel in Auftrag gab und das Vorgehen der Polizei bis heute als völlig gerechtfertigt sieht, von Polizeipräsident Achim Thiel, der die Kesselung durchführen ließ, und Ordnungsdezernent Markus Frank (CDU), der unermüdlich die Sicherheit der Bürger_innen predigt, aber 900 von ihnen kesseln ließ, verlangt nach einem Rücktritt von allen dreien, die die Hauptverantwortung für die über 200 Verletzten vom letzten Samstag tragen.

 

Auch der AK kritische Psychologie Frankfurt verurteilt das Handeln der Polizei und die Deckung dieser Ausschreitungen durch das Innenministerium als einen bewussten Verstoß gegen das Grundrecht der Versammlungsfreiheit und solidarisiert sich gleichsam mit den Demonstrant_innen, die körperlich und in ihren Grundrechten verletzt wurden.

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NGfP Kongress (1. bis 4. März 2012 an der FU Berlin)

„Was soll man von Erfahrungswissenschaften halten, deren ‚Bedingungsanalyse’ und Problembestand zeigt, dass ihnen dieser Schreck nie in die Glieder gefahren ist?“. Diese Frage, die Peter Brückner (1922-1982) eingangs in Sozialpsychologie des Kapitalismus aufwirft, kann sowohl als Leitgedanke seiner Arbeit verstanden, als auch zum Beleg seiner Aktualität herangezogen werden. Denn davon, dass der Erfahrungswissenschaft Psychologie der Schrecken des Faschismus nicht in die Glieder gefahren ist, zeugt ihre immer noch konsequente Ablehnung all dessen, was sie unter politisch versteht.

Peter Brückner, der das Institut für Sozialpsychologie an der Uni Hannover gründete, war seinerzeit neben Klaus Holzkamp der wohl bekannteste kritische Psychologe innerhalb Deutschlands. Seine Sympathie zur Studierendenbewegung,  seine differenzierte Auseinandersetzung mit der RAF und seine Freundschaft zu Ulrike Meinhof machten Brückner zum Ziel staatlicher Repressionsmaßnahmen und Angriffen der Presse. Heute ist Brückner, gegen dessen Amtsenthebung Michel Foucault 1978 in Hannover demonstrierte, beinahe vollständig vergessen. Dieser Umstand ist vermutlich der engen zeitlichen Begrenztheit der Gegenstände seiner Analysen geschuldet. Die aktualpolitischen Geschehnisse, wie etwa die Remilitarisierung der BRD, mit denen Brückner sich beschäftigte, entsprechen nicht mehr den gegenwärtigen Verhältnissen und können daher schnell als überholt abgetan werden. Gerade ihre Zeitweiligkeit machen Brückners Untersuchungen jedoch uneingeschränkt bemerkenswert. Anstatt nach vermeintlich immer gültigen Gesetzmäßigkeiten zu suchen oder sich in den Dienst des Arbeitsmarktes zu stellen, entwickelt Brückner seine psychologischen Überlegungen an konkreten historischen Umständen und mit emanzipatorischem Interesse.

Mit dieser gesellschaftskritischen Herangehensweise gelingt es Brückner, Holzkamps Forderung einer Psychologie, die nicht „an den wesentlichen Fragen des menschlichen Lebens vorbeiforscht“ einzulösen.

Anlässlich des 30. Todestages Peter Brückners veranstaltete die Neue Gesellschaft für Psychologie vom 1. bis zum 4. März 2012 den Kongress „Sozialpsychologie des Kapitalismus heute“ an der Freien Universität Berlin. In den zahlreichen Vorträgen, Workshops und Foren des Kongresses wurde sowohl über die Arbeit Brückners und deren Bezug zu anderen kritisch-psychologischen Ansätzen, als auch über tagespolitische Themen diskutiert. Der Kongressband wird voraussichtlich Anfang 2013 im Psychosozial-Verlag erscheinen.

http://www.ngfp.de

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„Das Subjekt kann uns belügen“

Bericht: Lacan zur Einführung Vortrag von Christoph Bialluch
vom 13. Januar 2012

„Lacan radikalisiert die von Freud begonnene Kritik an einem autonomen Ich.“ Mit dieser These eröffnete Dr. phil. Christoph Bialluch seinen Einführungsvortrag zu Jacques Lacan im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ansätze kritischer Psychologie(n)“.

Die Theorien Lacans wurde zwar explizit für Psychoanalytiker_innen formuliert, das Lacan’sche Denken zeichnet sich jedoch gerade dadurch aus, nicht formal einer einzelnen Disziplin zugerechnet werden zu können. Lacans strukturale Psychoanalyse bedient sich u. a. Theorien der Literaturwissenschaft, der Philosophie, der Linguistik und den Erziehungswissenschaften. Diese Interdisziplinarität Lacans spiegelte sich auch in der Heterogenität der von den Besucher_innen des Vortrags vertretenen Fachbereiche wieder.

Bialluch arbeitete in seinem Vortrag heraus, wie das Subjekt bei Lacan durch drei Ordnungen – das Reale, das Imaginäre und das Symbolische – strukturiert wird. Lacans Theorie des Spiegelstadiums folgend, bildet das Subjekt, wenn es sich erstmals im Spiegel betrachtet, eine imaginierte Vorstellung von sich als einer Ganzheit. Bialluch stellt heraus, dass Subjektivierung damit konstitutiv mit einer Verkennung verknüpft ist. Das Reale erscheint in diesem Modell als etwas im Subjekt, das sich nicht fügt, sich dem Subjekt stets entzieht und dennoch auf dieses einwirkt.

So erfährt das Subjekt eine ständige, nicht aufzulösende Entfremdung von sich selbst. Wie in seiner Dissertationsschrift „Das entfremdete Subjekt – Subversive psychoanalytische Denkanstöße bei Lacan und Derrida“, arbeitet Bialluch auch in dem Vortrag den kritisch-emanzipatorischen Erkenntnisgehalt dieser Theorie gebrochener Subjektivität heraus: Das Subjekt ist uneins mit sich selbst und erlebt diesen Mangel als nicht zu stillendes Begehren, welchem ein subversives Potential innewohnt.

AK kritische Psychologie // Frankfurt

Dr. Christoph Bialluch ist im Vorstand der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP). Zur Zeit organisiert er unter anderem den Kongress „Sozialpsychologie des Kapitalismus – Zur Aktualität Peter Brückners“ der vom 1. bis zum 4. März 2012 an der FU Berlin stattfinden wird.

http://www.ngfp.de

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Liebe Leute,

der Kongress „Die Unberechenbarkeit des Subjekts“ ist vorbei!

Wir bedanken uns herzlich bei allen Referent_innen, Unterstützer_innen und den über 200 Teilnehmer_innen, die gezeigt haben, dass es ein lebhaftes Interesse an kritischer Psychologie und qualitativer Forschung in der Psychologie gibt.

Vom 21. bis zum 24. Juli 2011 wurden in Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen Ansätze kritischer Psychologien und qualitativer Methoden präsentiert und diskutiert. Nicht zuletzt stand dabei im Vordergrund, wie Methodik und Theorie zueinander im Verhältnis stehen und welche Möglichkeiten sich aus einer qualitativen Forschungspraxis für eine emanzipatorische Psychologie ergeben.

Wir hoffen, dass alle Teilnehmer_innen einen Überblick über die Thematik gewinnen konnten, und nicht zuletzt, dass allen die Teilnahme Spaß gemacht hat.

Audioaufnahmen der einzelnen Veranstaltungen werden nach und nach auf dieser Seite zum Download zur Verfügung stehen: http://unberechenbarkeit.wordpress.com

Solidarische Grüße

Euer AK kritische Psychologie // Frankfurt

k.

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