Ahoj,
anbei der vom AK mitunterzeichnete offene Brief an den Dekan des Fachbereichs 05.
Big love TuCa ❤
Sehr geehrter Dekan des Fachbereichs 05,
ebenso wie Sie erfuhren wir am letzten Donnertag – selbst verwundert – von der Umgestaltung der Teeküche im ersten Stockwerk des PEG-Gebäudes. Herr Fester und Frau Brühl setzten uns in einer nicht sehr freundlichen Art davon in Kenntnis. Doch noch mehr verwunderte uns Ihr Brief an uns, an die Fachschaften der im PEG ansässigen Fachbereiche. Daher haben wir einige Anmerkungen und Fragen an Sie:
1. Zur Sachlage: Bei der von Ihnen als „Bemalung“ bezeichneten Veränderung der seit einem Semester mehr oder weniger besetzten Teeküche, handelt es sich, soweit wir es gesehen haben, um eine vollständige Umstreichung der Wände des offenen Raumes von weiß in rot mit einem Streifen als Designelement. Decke, Einbauküche etc. sind so wie vorher.
2. Vandalen: Ihre Wortwahl der „Bemalung“ ist hierbei schon bezeichnend für den Diskurs, der seit Jahren auf dem neuen Campus herrscht. Jegliche „eigenmächtige“ Veränderung wird sofort und undifferenziert als Vandalismus diskreditiert, egal, ob es sich um Aufkleber, Tags, Wandbilder, eingeschmissene Scheiben, aufgestellte Sofas oder wie in diesem Fall um die Streichung eines Raumes handelt.
3. Die Unwirklichkeit unseres Campus: Der gesamte neue Campus ist eine Wiederholung des Immergleichen. Wie ein Labyrinth gestaltet er sich von den scheinbar endlosen Fluren des IG-Farben Hauses bis hin zu der Unübersichtlichkeit des PEG-Inneren. Nirgendwo gibt es einen Moment an dem der Blick hängen bleiben kann. Nur die Namen und Nummern auf den gleichen Schildern bieten Orientierung. Nichts darf vom Standard abweichen, weder die Form noch die Inhalte?
4. Psychologie des roten Raumes? Sie bezeichnen das PEG als angenehm und sauber, gut für die Arbeit. Warum ist ein rot gestrichener Raum nicht sauber? Warum arbeiten Menschen an einer Universität mit einem rot gestrichenen Raum nicht besser? Woher nehmen Sie als Sozialpsychologe diesen Nachweis und wie haben Sie die Meinung zu einer roten Teeküche unter den Mitarbeiter*innen des Gebäudes erhoben?
5. Falsch: …ist Ihre Beobachtung des gemeinsamen „ganz hervorragend funktionierenden“ studentischen Cafés. Dieser ebenfalls im ersten Stockwerk gelegene Raum hat, nach einer durch die Kommunikationslosigkeit der Unileitung stetig hinausgezögerten Verhandlung, welche schon vor dem Einzug ins PEG vor einem Semester begonnen hatte, nämlich erst seit dieser Woche geöffnet. Zusätzlich muss hinzugefügt werden (was Sie wüssten, wenn Sie an den Verhandlungen teilgenommen hätten), dass es sich bei diesem Ort, der ursprünglich unter dem Titel „FS-Café“ lief, wegen der Verzögerung und der ganzen gemachten Auflagen nun nur noch um einen offenen Arbeit- und Aufenthaltsraum ohne Caféebetrieb handelt. Im Gegensatz dazu hat die bemängelte nun rote Teeküche bereits hervorragend ein Semester lang Studierende und Mitarbeiter*innen mit günstigem Kaffeeversorgt und einen Raum zum Treffen oder Lernen geboten.
6. 1,5 bis 2 Tutorien: Wenn Sie für das Umstreichen von ca. 20qm Wand eine Berechnung von 2000Euro anstellen, sollten Sie Ihren Malerservice wechseln. Wenn Ihnen 2000Euro als Dekan einer Universität mit einem Jahresbudget von 300.000.000 Euro für die (sinnlose) Weißung eines Raumes so zur Last gehen, sollten sie vielleicht mal eher Ihren Blick auf die interne Mittelverteilung richten.
7. Menschlicher Umgang: An einer präsidial geführten Universität, an der Fachbereiche, Studierendenvertretung und Protestierende ständig vor vollendete Tatsachen gestellt oder demokratische Entscheidungen ausgehebelt werden, bis hin dazu, dass man dialoglos mit der Polizei grob vom Campus entfernt wird, ist eine „eigenmächtige Aktion“ wie das Streichen eines Raumes ein durchaus menschlicher Umgang.
8. Mein Raum, dein Raum: Ihr Argument des Vergleiches von privatem Raum und halböffentlichem Universitätsraum ist unzulänglich. Ersterer wird von Einzelpersonen oder Kleingruppen genutzt und gestaltet. Beim Zweiten wird er von der Institution vorgegeben, wobei die größte Statusgruppe innerhalb der Institution Universität am wenigsten über Funktion und Aussehen mitbestimmen kann. Es kam auch bis jetzt niemand auf die Idee auf die, von den Studierendenvertretungen bereits erbrachten, Kritiken zum Umzug und Studiensituation einzugehen, solange diese sich nicht in Aktionen oder Presseartikeln manifestierten.
9. Who is Who: Es ist ja nett, dass Sie sich mit den Fachschaften zusammensetzen wollen, allerdings sind diese die falschen Ansprechpartner_innen. Die Besetzung der nun roten Teeküche ist eine Folgeinitiative, die sich nach dem rüden Ausschluss des TuCas aus den Verhandlungen (in der den Studierenden Räume abgezwungen und mit Nazivergleichen begegnet wurde – so viel nochmal zum menschlichen Umgang) um einen Caféraum gebildet hat. Diese Initiative ist weder eine der Fachschaften, noch ist sie mit dem alten TuCa deckungsgleich. Die Fachschaften haben also keinen Einfluss auf diese Gruppe, noch werden wir eine Kontrollfunktion über andere Initiativen ausüben.
Vielmehr haben wir Fachschaftler*innen in dieser Woche die Orientierungsveranstaltungen veranstaltet. Wir arbeiten darüber hinaus ehrenamtlich und mit hohem unbezahlten Zeitaufwand an Projekten für Studierende und engagieren uns in vielen Kommissionen und Gremien. Wir sind irritiert, dass sich immer nur an uns gewandt wird, wenn etwas vorfällt.
Mit Grüßen
Fachschaft Gesellschaftswissenschaften
Fachschaft Erziehungswissenschaften
Arbeitskreis kritische Psychologie
Forum Humangeographie
Die gestrichene Teeküche
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