Workshop mit Gundula Ludwig und Beatrice Müller
“Erinnerungsarbeit” wurde unter anderem von Frigga Haug als feministische Methode entwickelt, um Vergesellschaftungsprozesse in ihrer Gleichzeitigkeit von Unterwerfung und Ermächtigung in einem Forschungskollektiv zu untersuchen. Die subjekt- und gesellschaftstheoretische Grundannahme dabei ist, dass Subjekte nicht nur durch gesellschaftliche Verhältnisse geprägt werden, sondern sich auch selbsttätig in diese einbauen. Dabei können Herrschaftsverhältnisse, hegemoniale Normen, Zuschreibungen und Klischees reproduziert und zugleich auch widerständig angeeignet werden.
Erinnerungsarbeit ist Textarbeit. In einem Forschungskollektiv werden aufgeschriebene Szenen zu einer gemeinsam festgelegten Alltagsfrage zum Thema Utopie so bearbeitet, dass erkannt wird, wie die Subjekte sich selbst in die Gesellschaft entwerfen. Herausgearbeitet wird, auf welche Weise Subjekte an gesellschaftlichen Verhältnissen mitbauen, ohne diese selbst nur als Opfer von Umständen zu betrachten, sondern als handelnde Personen, die (utopische) Veränderungen vornehmen könn(t)en. In der Methode der Erinnerungsarbeit wird die Hierarchie – anders als in vielen anderen wissenschaftlichen Verfahren – zwischen forschendem Subjekt und beforschten Objekten so weit wie möglich verringert, indem alle am Forschungsprozess teilnehmen und damit als Forschende auch gleichzeitig Beforschte sind.
Wir treffen uns am Dienstag den 2.5.12 um 17 Uhr, um uns mit methodologischen und erkenntnistheoretischen Vorannahmen das „Werkzeug“ der Erinnerungsarbeit anzueignen, damit wir alle bis Donnerstag zu einer gemeinsam ausgesuchten Frage eine (erinnerte & anonymisierte) Szene aufschreiben können. Donnerstag den 3.5 treffen wir uns um 10 Uhr, um die Szenen zu bearbeiten. Weitere Treffen könnten dann nach Lust und Bedarf geplant werden.
Hinterlasse einen Kommentar